Veni...., Vidi...., Vici.....!
Ein Bericht von Walter Bäumer
Der Plan war nicht schlecht:

Doc Zweifler hatte neben #2401 einen zweiten 200S (#2412) in seiner Garage, den er nach beendeter Restauration
verkaufen wollte.

Um den Wagen besser zu promoten und dessen Potential zu zeigen machte ich ihm den Vorschlag unser Clubmitglied
Bernd Hahne auf diesem zweiten Wagen beim Oldtimer GP zu fahren und ihn auf einer guten Position ins Ziel zu bringen.

Bernd Hahne – wie immer zu allen Taten bereit - fand die Idee gut und so waren beide Fahrer mit ihren 200S
für die Rennen gemeldet.

Nun ergab es sich, dass Zweifler schon vor der Veranstaltung von einem Interessenten für #2412 kontaktiert wurde, der
den Wagen eine Woche vor dem OGP kaufte. Damit war der Einsatz von Bernd Hahne am Ring nicht mehr gegeben.

Da man sich sehr gut verstand, bot Zweifler an, im 1-Stunden-Rennen am Samstagabend gemeinsam auf #2401 zu fahren.

Am Freitagmorgen dann Zweiflers Anruf bei mir zu Hause: „Bitte rufe sofort Bernd Hahne an! Ich habe ihn für das Rennen
nach genannt! Wir haben jetzt Training für das Rennen und er MUSS wenigstens eine Runde dort gefahren sein, sonst darf
er nicht starten!!

Hast Du seine Handy-Nummer?“

Also Anruf bei Hahne: „Bin im Fahrerlager! In welcher Box ist Zweifler?“ „Keine Ahnung!“ „OK, ich laufe los und suche ihn !“.

Hektik! Hektik!

Ich machte mich dann etwas später auf den Weg zum `Ring. Dort kam ich gerade mit meinem kleinen Merak vor
dem Maserati-Zelt an und vor mir stand der Doc und hielt mir mit stolz geschwellter Brust noch im Wagen sitzend die Tabelle
mit den Trainingszeiten vor die Nase!

Der Wagen hatte als fünftschnellster das Training beendet!

Nun ist Doktor Z nicht gerade der schnellste Fahrer und dieses tolle Ergebnis ging natürlich auf das Konto von Bernd Hahne.

Beim Start geht es vorne immer sehr gefährlich zu und so traf der Renn-Gynäkologe aus München die weise Endscheidung
den erfahrenen Bernd Hahne in #2401 starten zu lassen. Man einigte sich darauf, dass der Mann aus Meerbusch nach
etwa 45 Minuten an die Box kommen sollte um an Zweifler zu übergeben.

Am frühen Abend dann machten sich alle Teilnehmer auf zum Vorstart zum Rennen.


Dann Panik:

#2401 weigerte sich zu starten!! Schnell fanden die Mechaniker heraus, dass der Zündmechanismus am Armaturenbrett
einen Wackelkontakt hatte! Nur noch zehn Minuten bis zur Einführungsrunde!

Man fummelte hin und her, schraubte das Zündschloss ab, fixierte neu – wieder nichts! Noch mal das Procedere – und
irgendwie klappte es dann!

Noch rechtzeitig auf seiner Startposition angekommen ging es nach der Einführungsrunde los! Hahne kam schlecht weg
und verlor zwei Plätze. Der Engländer Martin Stretton im 300S (#3054) machte sich auf und davon in Führung liegend.

Es fing an zu nieseln und alle Zeiten wurden langsamer. Plötzlich lag Hahne an dritter Position. Burkhard von Schenk kam
mit seinem 300S (#3082) an die Box und gab mit Bremsproblemen auf. Dessen Co-Fahrer, der Fotograf Jürgen Zehra, kam
zu mir und bemerkte mit einem Lächeln: „Der Bernd kann es schaffen! Bei diesen Wetterbedingungen!“

OK – aber Doktor Z. kommt ja auch noch....! Wenig später sah auch Tony Smith, Manager von Genesis und Phil Collins,
das vorzeitige Ende des Rennens, da in seinem 300S (#3053) das Differential gebrochen war. Hahne war immer noch
an dritter Stelle und zog seine Bahn.

Dann, bedingt durch den Fahrerwechsel des an zweiter Stelle liegenden Wagens, lag der Rheinländer an zweiter Stelle!
Dann kam Stretton in die Box und übergab den 300S an seinen Besitzer José Albuquerque aus Portugal. Nun lag Hahne
an erster Stelle! Auf der elektronischen Anzeigetabelle wurde er immer noch unter dem Namen Zweifler geführt.

Schnell, schnell ein Foto von dieser Anzeige machen, um diesen sehr selten zu genießenden (!) Umstand für die Ewigkeit festzuhalten. „Zweifler“ an erster Position – SENSATION!!!


Doch Doktor Z. ist Realist: „Also wenn der Bernd gleich rein kommt, dann fahre ich die letzten drei oder vier Runden und
kann froh sein, wenn ich es schaffe, auf dem fünften oder sechsten Platz ins Ziel zu kommen!“

Es wurde hektisch in unserer Box. Dann kam Hahne zum Fahrerwechsel, sprang – sehr professionell!! - nach links aus
während Zweifler von rechts in den Wagen einstieg.

Der Motor lief, die Mechaniker hetzten um den Wagen herum für einen kurzen Check.

In der Hektik rief Hahne mir zu „Sag ihm, es ist keine Bremse mehr da!“ „Ich werde den Teufel tun! Wenn ich ihm das sage,
springt er wieder aus dem Auto! Das merkt er auch alleine! Heheheee...!“

Zweifler also raus auf die Strecke – und dann, dann gab es einen dieser wunderbaren, güldenen Momente im Leben,
die alle direkt Beteiligten noch bis ans Ende ihrer Tage selbst bei drei Promille repetieren können: Zweifler fuhr eine Runde,
schwenkte auf die Zielgerade ein - und wurde als Sieger abgewunken!!!


Alle in unserer Box lachten sich scheckig! Der vollkommen überraschte Doktor kam zurück zur Box – als Sieger!


In der allgemeinen Hektik war vollkommen übersehen worden, dass eben nicht mehr drei oder vier Runden gefahren
werden mussten, sondern es bereits die vorletzte Runde war, als er auf die Strecke fuhr! Albuquerque auf seinem 300S
kam an zweiter und ein Mercedes 300SL als dritter ins Ziel.

Dann die Siegerehrung mit allem Drum und Dran in der bereits eingebrochenen Dunkelheit: Bernd Hahne und Wolf Zweifler
gemeinsam auf dem obersten Podest, den großen, von Ferrari-Deutschland gestifteten Siegerpokal, die obligatorische
Flasche mit „Bubble-Wasser“ , Nationalhymne, Tusch und Applaus!

Sich der Realitäten bewusst, orderte Mr. Z. danach sofort bei der Rennleitung einen zweiten, identischen Pokal
für Bernd Hahne! Ehre wem Ehre gebührt!

Es war ein wirklich lustiger Abend! Interessant aber war es zu sehen, dass ein sehr erfahrener Rennfahrer auf einen
der kleinsten und schwächsten Wagen im Feld gegen eine wesentlich stärkere Opposition mit zum Teil 3.0-Liter Motoren
bestehen kann!

Zurück in der Box entwickelte Doktor Z. ein wirklich liebevolles Verhältnis zum Siegerpokal: mit ihm schmusend und inniglich
umarmend war es ein herzerwärmendes Bild murmelte er mit sanfter Stimme: „Den geb` ich nie, nie wieder her!!“

Angesichts der, nun ja..., wahrscheinlich sehr seltenen Gelegenheit ihn zukünftig mit einem weiteren Pokal zu sehen, wollten
wir ihm diese Momente der Glücksseeligkeit gönnen.

Dann seine Email am Montag: „Der Pokal steht im Schlafzimmer – da habe ich ihn immer im Auge!“


Ach..., wirklich immer.......????



© DER DREIZACK (Walter Bäumer)