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Der Ferrari P4/5 - Konzeption und Design
Bericht und Analyse von Stefan Gerhauser |
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Der US amerikanische Multimillionär James Glickenhaus ist passionierter Ferrarisammler und Liebhaber der Rennwagen
der 60er Jahre. Wie jeder von uns hat auch er Träume. Mit einem nicht zu vernachlässigenden Unterschied. Er hat auch
das Kapital, sie zu realisieren.
Ende 2005 kaufte James Glickenhaus einen Enzo und brachte ihn zu Pininfarina. Er gab der Italienischen Designfirma
den Auftrag seinem Enzo ein neues Kleid zu verschaffen, welches sich an den 1960er Ferrari Prototypen orientieren soll,
von denen er bereits 2 besitzt.
Der Enzo wurde als Basis genutzt, um später ein Fahrzeug mit Straßenzulassung zu erhalten.
Es entstand ein handgefertigtes Einzelstück, der Ferrari P 4/5. Glickenhaus konnte es sich leisten, die Karosserie von
einem nagelneuen 650.000€ Enzo entfernen zu lassen, denn er hat noch einen zweiten Enzo in der Sammlung.
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Alle Modifikationen wurden unter der Prämisse, die Straßenzulassung nicht zu gefährden vorgenommen und am Computer
in Crashtests untersucht.
Bei dem P4/5 handelt es sich um mehr, als ein Showcar. Es wurden viele Stunden im Windkanal des Aerodynamischen und
Aeroakustischen Entwicklungszentrums von Grugliasco (Turin) verbracht. Ziel war es, die exzellente Fahrdynamik des Enzo
zu erhalten und sowohl angemessene Fahrleistungen, als auch Abtrieb zu erzielen, wobei Windgeräusche zu minimieren waren.
Das Fahrzeug wurde um 270kg erleichtert und bekam ein modifiziertes Interior. Das schwarze Netz über dem roten Leder
der Sitze war eine Idee von Herrn Glickenhausers Tochter. Das Interior wurde nur dezent verändert, um die Funktion der Airbags
und der Bedienelemente zu erhalten.
Auftraggeber Glickenhaus war zeitweise fast jedes Wochenende mit seinem privaten Mechaniker Sal Barone bei Pininfarina.
Sal Barone wartet die Glickenhuas Sammlung ( z.B.: Lola T-70, Ford GT 40 MK-IV, 166 Spyder Corsa, 88 TR ) und führte
den Großteil des Prototypenwiederaufbaus von Glickenhausers Ferrari 330 P3/4 Chassis Nr. 0846 durch.
Beide wollten sicher sein, das die Alltagstauglichkeit und Servicefreundlichkeit des Enzo erhalten bleibt. Außerdem respektierte
Pininfarina die Designvorstellungen des Auftraggebers.
James Glickenhaus erhält mit seinem Projekt eine weit zurückreichende Tradition am Leben.
Schon immer haben sich besondere Ferrari Kunden eigene Karosserien für ihre Autos schneidern lassen, wie in der Neuzeit
z.B. der Sultan von Brunei.
Nach dem diesjährigen Concours d` Elegance in Pebble Beach wird der P4/5 Ende September auf dem Automobilsalon in Paris
zu bewundern sein und wenn Glickenhausers Schätze nicht gerade irgendwo ausgestellt werden, nutzt er jede Gelegenheit,
sie zu fahren!
Zur Designvorgabe:
Das Design des P4/5 hatte bestimmte Eckpunkte zu berücksichtigen:
1. Es durften sicherheitsrelevante Teile, wie Knautschzonenstuktur des vorderen und hinteren Überhangs des Enzo nicht
1. verändert werden, weil sonst die Straßenzulassung erlöschen würde und neue Crash Tests erforderlich wären, was den
1. finanziellen Rahmen von ca. 4 Mio Dollar inkl. Anschaffungspreis des Enzo sprengen würde.
2. Die Gewichtsverteilung des Enzo musste erhalten bleiben, da sie sehr ausgewogen ist und maßgeblich für das Fahr-
2. verhalten und die Straßenlage ist. Hierfür musste die Tank-, Sitz-, Kühler-, Motor- und Getriebeposition beibehalten werden.
3. Die Ergonomie musste berücksichtigt werden. Daher blieben die Sitz-, Pedal- und Lenkradposition die Sichtwinkel
3. des Fahrers und die Kopffreiheit bestehen.
4. Er sollte von den 1960er Prototypen inspiriert werden.
Die Punkte 1-3 bilden das so genannte Package eines Autos, um welches die Designer die Exterior Hülle zeichnen dürfen.
Das Design Ferrari 330 P4
Die Proportionen und das Package des 1960er P4 sind klassisch und technisch ausgeklügelt.
Das Design zeichnet sich durch eine sehr flache Silhouette für einen tiefen Schwerpunkt aus, und die Radkästen erheben
sich für das Mindestmaß an Federweg im Radhaus markant aus dem Körper empor.
Der Kühler liegt zwischen den Vorderrädern, wird durch den knapp über der Strasse liegenden rochenartigen Lufteinlass
angeströmt und die erwärmte Abluft zieht über die Windschutzscheibe. Dieses Prinzip ist bei Sportwagen weit verbreitet,
wie beim GT 40, GT und der Elise. Die Lufteinlässe im Türbereich liefern Kühlung für die Hinterradbremsen und Frischluft
für den Motor. Aufgrund des größeren Hinterraddurchmessers ist der hintere Radkasten noch imposanter.
Den Abschluss bildet ein förmlich in den Fahrzeugkörper gesteckter zweckorientierter enormer Heckspoiler, um eine
saubere Abrisskante zu bilden. Auch dieses Element findet sich bei anderen Sportwagen wieder.
Die Formensprache ist biologisch. Die Haut liegt weich, wie eine Decke über der Technik und bedeckt sie gerade so.
Die Form folgt bei Rennwagen eher der Funktion. Daher ähneln sich die genannten Fahrzeuge in gewissem Rahmen.
Das Design des P 4/5
Ken Okuyama, Direktor von Pininfarina Design, der den Enzo und den Ferrari Rossa entwarf und der Vertreter einer modernen
Designlinie ist, ließ sich zu einem Retrodesign hinreißen. Unter seiner Führung und unter Einfluss von James Glickenhaus
entwarf der Pininfarina Designer Jason Castriota ein modernes Exterior welches für den Ferrarikenner deutliche Stilelemente
der Prototypen P3 und P4 birgt.
In Anbetracht der über 45 Jahre, die zwischen den beiden liegen, ist der P4/5 dem P4 sehr ähnlich. Wie Ford beim GT40
zum GT hat Pininfarina die carakteristischen Linien des Vorbildes einfach etwas geliftet und die Proportionen verzerrt,
damit die neue Hülle zeitgemäß aussieht und auf das Chassis vom Enzo passt.
Das "Cab forward" Design des Enzo findet sich auch im P4/5 wieder. Die Passagierkabine, welche von einer kuppelartigen
Glashaube bedeckt wird, ist so weit, wie möglich nach vorn geschoben, um eine möglichst ausgewogene Gewichtsverteilung
zwischen Vorder- und Hinterachse zu erzielen.
Im direkten Vergleich wirkt der alte P4 t ohne "cab forward" Design schlanker, eleganter und geschwungener. Der P4/5 ist
bulliger, massiger und modern aggressiv.
Die Details des P4 wurden modern interpretiert. So finden sich im vorderen Lufteinlass die rahmenartigen Stutzen
zur Bremsenbelüftung des P4 auch beim neuen Ferrari.
Die beim P4 in Längsachse auf den Radhäusern verlaufenden subtilen Kanten sind zu genau definierte selbstbewusste Muskeln
beim P4/5 geworden. Alle Linien sind begradigt und die rundlichen Formen des Vorläufers sind erwachsener und definierter
geworden.
Trotz der Orientierung am Oldtimer, finden sich beim P4/5 auch neue Stilelemente, wie die oben im Heck herausragenden
Auspuffrohre, welche jedoch nicht wie damals einfach weiß lackiert, sondern mit einer weißen Keramik Schicht überzogen
wurden.
Das Heck ist extrem offen gehalten, orientiert sich jedoch formal auch am P4. Die Felgen sind sehr flächig und aus einem
massiven Aluminiumblock gefräst. Sie greifen sowohl farblich, als auch stilistisch die Thematik der P4 Felgen auf.
Die 20 Zollfelgen sind nur 4 von 200 extra für den P 4/5 entwickelten Neuteile. Die komplette Außenhaut besteht aus Carbonfasermaterial bis hin zu den Außenspiegel.
Alles in allem eine gelungene Interpretation einer automobilen Design Ikone, welche jetzt schon ihren ganz besonderen Platz
in der automobilen Geschichte gefunden hat.
Text: Stefan Gerhauser für www.bernd-hahne.de
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